BPMN mit Enterprise Architect

Einführung in BPMN

BPMN steht für Business Process Model and Notation und ist ein Standard zur Modellierung von Geschäftsprozessen. Die BPMN unterteilt sich in folgende Diagramm-Arten:

  • Prozess-Diagramm (Process Diagram)
  • Kollaborations-Diagramm (Collaboration Diagram)
  • Choreographie-Diagramm (Choreography Diagram)
  • Konversations-Diagramm (Conversation Diagram)
UML mit Enterprise Architect

BPMN mit Enterprise Architect

In diesem Kurs lernen Sie die Anwendung von Business Process Model and Notation (BPMN) im Tool Enterprise Architect und wie sich die Implementierung von BPMN von anderen Prozessbeschreibungssprachen unterscheidet.

Prozess-diagramm (Process diagramm)

Dies ist der am häufigsten verwendete Typ von BPMN-Diagrammen und dient dazu, die Abläufe innerhalb einer Organisation zu visualisieren. Ein Prozessdiagramm zeigt die Reihenfolge der Aktivitäten (Schritte) und Entscheidungen, die in einem spezifischen Geschäftsprozess getroffen werden, sowie Ereignisse auf, die während des Ablaufes des Prozesses reagiert werden. Die wichtigsten Sprachelemente im Prozess-Diagramm sind Aktivitäten, Gateways (Entscheidungspunkte), Ereignisse (Start, Zwischenereignisse, Endereignisse) und Sequenzflüsse, das sind die Verbindungen zwischen den Elementen.

Die BPMN bietet im Gegensatz zu anderen Prozessbeschreibungssprachen wie das UML-Aktivitätsdiagramm eine explizitere Möglichkeit, Entscheidungen zu beschreiben und Ereignisse zu definieren.

UML Dokumentation

In der BPMN haben wir die Auswahl 5 unterschiedliche Arten von Gateways (Entscheidungs-Knoten):

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Exklusives Gateway (Exclusive Gateway):

Für Entweder-Oder-Entscheidung, genau eine Bedingung tritt ein und nur ein Zweig im Prozessfluss wird ausgeführt. Grafisch stehen hier zwei alternative Darstellungen zur Verfügung.

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Inklusives Gateway (Inclusive Gateway):

Für Oder-Entscheidung (mit der Möglichkeit, dass mehrere Fälle zutreffen können)

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Paralleles Gateway (Parallel Gateway):

Alle ausgehenden Verzweigungen Prozessflüsse werden ausgeführt. Bei der Zusammenführung mit Parallel-Gateways müssen alle Prozessflüsse am Parallel-Gateway eingetroffen sein, bevor der Prozess fortgeführt wird.

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Komplexes Gateway (Complex Gateway):

Wird typischerweise genutzt, wenn die Entscheidungslogik mehrere Variablen umfasst oder wenn eine Kombination verschiedener eingehender und ausgehender Sequenzflüsse basierend auf komplexen Regeln gesteuert werden.

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Ereignis-basierte Gateway (Event Based Gateway):

Es ermöglicht die Verzweigung oder Zusammenführung von Prozessflüssen basierend auf dem Eintreten oder Nicht-Eintreten bestimmter Ereignisse. Im Gegensatz zum Komplexen Gateway, das auf Bedingungen basiert, berücksichtigt das Event-basierte Gateway das Eintreten von Ereignissen, wie z.B. das Eintreffen einer Nachricht oder das Erreichen eines bestimmten Zeitpunkts.

 

Die 5 Gateways im Überblick

Ereignisse

Bei den Ereignissen unterscheiden wir Start-Ereignisse, Zwischen-Ereignisse und End-Ereignisse. Jedes Ereignis kann wiederum speziell konfiguriert werden und z. B. auf eine Message, ein Signal, einem Fehler, einem Abbruch, etc. reagieren. Weiters wird zwischen unterbrechende und nicht unterbrechende Ereignisse unterschieden.

Ein spezielles Ereignis ist das Kompensationsereignis (Compensation), mit dessen Hilfe man einfach das Rückabwickeln eines Geschäftsprozesses beschreiben kann. Dadurch erhalten wir mit der BPMN eine mächtige und doch leicht verständliche Sprache zum Beschreiben von einfachen bis hin zu sehr komplizierten Geschäftsprozessen mit derselben Sprache und auf verständliche Weise.

UML

Kollaborations-Diagramm (Collaboration Diagram)

Kollaborationsdiagramme erweitern die Prozessdiagramme mit der Darstellung von Interaktionen zwischen verschiedenen Geschäftseinheiten oder Organisationen. Sie zeigen, wie die Prozesse über organisatorische Grenzen (Geschäftseinheit, Organisationen, Rollen) hinweg zusammenarbeiten und Informationsflüsse (sogenannte Messages) zwischen verschiedenen Rollen oder Organisationen stattfinden. Diese Diagramme enthalten Pools und Lanes.

Pools werden zur Beschreibung von verschiedenen Teilnehmern (Participant) z. B. ein Geschäftspartner oder Organisationseinheit verwendet. Ein Pool kann als White- oder Black-Box dargestellt werden, als mit dargestelltem Prozess (White-Box) oder ohne (Black-Box). Zwischen Pools dürfen auch keine Sequenzflüsse (Beziehungen zwischen BPMN Activities) verwendet werden, sondern lediglich Messages. Bei einem Black-Box Pool werden die Messages direkt von Pool zu Pool oder von Pool zu BPMN Activity erstellt, von der die Nachricht ausgeht oder empfangen wird.

Lanes sehen grafisch aus wie Pools und werden verwendet, um BPMN Activities zu organisieren. Dabei beschreibt eine Lane z. B. eine Rolle, welche für die in der Lane enthaltenen Prozessschritte (BPMN Activities) zuständig ist. Lanes werden oft in Pools geschachtelt, können aber auch für sich alleine stehen. Im Gegensatz zu Pools, ist es bei Lanes erlaubt Sequenzflüsse (Beziehung zwischen BPMN Activites) über Lane-Grenzen hinweg zu erstellen, außer die Lane befindet sich in einem anderen Pool. 

Prozess-Diagramm

Ein Prozess-Diagramm kann einfach zu einem Kollaborations-Diagramm erweitert werden, indem die einzelnen Prozess-Diagramme in Pools und Lanes geschachtet werden.

Mit Enterprise Architect benötigen Sie dafür nur ein neues Diagramm (Elektronisches Zeichenblatt), um die bereits vorhandenen Prozess und deren Pools zu zeigen. In einem anderen Diagramm können die Pools und Lanes weggelassen werden, um eine reine Prozess-Diagramm Sicht zu haben.

Hier greift das Single Point of Information Prinzip, es gibt ein Modell (gegebene Modell-Struktur mit Beziehungen zwischen den Elementen) und ein oder mehrere Diagramme, welche jeweils die für einen Stakeholder relevanten Ausschnitte und Detaillierungsgrade des Modells zeigen.

Choreografie-Diagramm (Choreography Diagram)

Ein Choreografie-Diagramm konzentriert sich auf den Informationsaustausch zwischen zwei oder mehr Teilnehmern in einem Prozess, ohne dabei die internen Prozesse der Teilnehmer zu zeigen. Es stellt dar, wie die Teilnehmer miteinander interagieren und in welcher Reihenfolge die Interaktionen stattfinden. Dies ist besonders nützlich, um den Nachrichtenaustausch und die Verantwortlichkeiten zwischen den beteiligten Parteien zu veranschaulichen.

Konversations-Diagramm (Conversation Diagram)

Diese Diagramme bieten eine vereinfachte Sicht auf eine Choreografie oder Kollaboration, indem sie die beteiligten Teilnehmer und die Nachrichtenflüsse zwischen ihnen darstellen, ohne auf spezifische Details der Prozessabläufe einzugehen. Konversationsdiagramme sind nützlich, um einen Überblick über alle Geschäftskommunikationen innerhalb eines Prozesses zu geben.

Jeder dieser Diagrammtypen hat seine spezifischen Anwendungsbereiche und Vorteile, je nachdem, welchen Aspekt eines Geschäftsprozesses man hervorheben oder analysieren möchte.

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FAQs zu Prozess-Modellierung

Was ist Prozess-Modellierung?

Unter Geschäftsprozessmodellierung versteht man die vereinfachte und verständliche Beschreibung und grafische Aufbereitung von Unternehmensprozessen. Die Daten werden durch Symbole und Flussdiagramme dargestellt, was die Abläufe im Unternehmen transparent macht. Darüber hinaus werden Kennzahlen und Risikoeinschätzungen erstellt. Letztlich bestimmt die Wahl der Modellierungssprache (z.B. BPMN), welche Konzepte für die Prozessbeschreibung zum Einsatz kommen.

Methoden der Prozessmodellierung sind z.B.:

  • Prozesslandkarten liefern einen ganzheitlichen Überblick über die Unternehmensstrukturen
  • Flussdiagramme dienen zur Visualisierung einzelner Teilprozesse
  • Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK) sind ganz auf Funktionen und den daraus folgenden Ereignissen fokussiert (z.B. löst eine Bestellung weitere Ereignisse aus)

Was ist die BPMN und wie unterstützt sie die Weiterentwicklung der Geschäftsprozesse?

Die Business Process Model and Notation (BPMN) ist eine grafische Spezifikationssprache im Prozessmanagement und wird von der OMG weiterentwickelt. Sie beschreibt Geschäftsprozesse und Arbeitsabläufe, um so die mit der Unternehmensstrategie abgestimmten Ziele zu erreichen.

Der Schwerpunkt der BPMN liegt auf der Notation und damit auf der grafischen Darstellung von Geschäftsprozessen. Die Diagramme in der BPMN heißen Business Process Diagram (BPD), sie sollen die Entwicklung von Prozessen unter menschlichen Experten unterstützen.

Die 2011 freigegebene Version 2.0 standardisiert ein XML-basiertes Format, in dem BPMN-Diagramme gespeichert werden. Es dient dem Austausch zwischen unterschiedlichen Werkzeugen, zum Beispiel für die Modellierung, die Simulation oder die Ausführung von Prozessmodellen.

Dank der abstrakten Symboldefinition der BPMN ist eine übergreifende Betrachtung von sowohl menschlich als auch maschinell ausgeführten Prozessen möglich. Auf diese Weise schafft sie eine übergreifende Transparenz.

Was ist das Ziel der Prozessmodellierung?

Die Prozessmodellierung erfasst Geschäftsprozesse, um sie analysieren und dokumentieren zu können und so ein besseres Verständnis der organisatorischen Abläufe zu erlangen.
Im Einzelnen werden folgende Ziele verfolgt:

  • Transparenz: Alle am Prozess Beteiligten sollen über den genauen Ablauf Bescheid wissen
  • Verbesserungen: Die Prozessmodellierung zeigt Schwächen und ineffiziente Abläufe auf, die anschließend optimiert werden können
  • Kommunikation: Die klare und unmissverständliche Darstellung im Modell erleichtert die Kommunikation zwischen allen Stakeholdern
  • Standardisierung: Durch die Modellierung werden Prozesse und Abläufe vereinheitlicht und tragen so zur Qualitätssteigerung bei
  • Raschere Einarbeitung: Dank klar modellierter Prozesse verkürzt sich die Einarbeitungszeit Compliance und Qualität: Durch die Dokumentation der Prozesse im Modell wird nachvollziehbar, dass gesetzliche Anforderungen eingehalten und interne Qualitätsstandards beachtet werden
  • Automatisierung: Prozessmodelle sind eine hervorragende Grundlage für die Automatisierung und Digitalisierung
  • Risikomanagement: In den Modellen zeigen sich Risiken von Prozessen sehr deutlich und es können Gegenmaßnahmen entwickelt werden

Die Prozessmodellierung dient also dazu, Geschäftsprozesse transparenter und flexibler zu gestalten und erhöht damit die Wettbewerbsfähigkeit einer Organisation.